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Ein Rückblick zum Jahresende

Liebe italienische Mitbürger in Österreich,

am Ende eines Jahres ziehen wir gerne Bilanz über die geleistete Arbeit und setzen unsere Ziele für die kommenden Monate. Auch eine Botschaft sollte gegenüber ihren Bürgern Rechenschaft ablegen und ihre Ergebnisse transparent machen.

2022 war zwar auch ein schwieriges Jahr, doch konnten – nach den pandemiebedingten Einschränkungen – nun wieder zahlreiche Aktivitäten durchgeführt werden. Eindeutig ist der Wunsch, ein normales Leben zu führen, sowie ein wenig leiser Optimismus zurückgekehrt. Sicherlich wurde unser Leben durch äußere Umstände beeinträchtigt (die Nachwirkungen der Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, Inflationsraten, wie sie in Österreich seit Jahrzehnten nicht mehr registriert wurden), aber trotz allem haben wir eine positive Entwicklung (auch zahlenmäßig) genommen.

Nach vier Lockdowns im Jahr 2021 (in denen die Botschaft und das Konsulat jedoch nie für den Parteienverkehr geschlossen hatten) sind wir in allen Bereichen neu durchgestartet: in der Politik, der Wirtschaft, der Kultur, im konsularischen Bereich, der Kommunikation und der öffentlichen Diplomatie. Ein Aufschwung, der auch von neuen Mitarbeitern getragen wird (dem Ersten Botschaftsrat, Gabriele De Stefano, dem neuen Direktor des Kulturinstituts, Nicola Locatelli, dem neuen Direktor des ICE-Büros, Corrado Cipollini und einer neuen Erste Legationssekretärin, Valeria Gravagno).

Eine größer werdende italienische Gemeinschaft
Die italienische Gemeinschaft in Österreich ist auch 2022 weiter gewachsen (Es leben fast 45.000 italienische Staatsbürger in diesem Land, +5% im Vergleich zu ’21 und +10% im Vergleich zu ’20). Wir haben versucht, sowohl die Qualität als auch die Quantität der Hilfs- und Dienstleistungen für unsere Landsleuten so weit wie möglich zu verbessern (siehe unten angeführte Zahlen). Zwei wichtige Ereignisse waren das Referendum im Juni und die Parlamentswahlen im September. Das Konsulat hat jeweils mehr als 31.000 Wahlunterlagen per Post verschickt, so dass die Stimmabgabe in Österreich mit größter Effizienz durchgeführt werden konnte.

Politische Beziehungen
Auf politischer Ebene war das Jahr von drei wichtigen Jubiläen geprägt: dem 50. Jahrestag der Autonomie von Trentino-Südtirol, dem 30. Jahrestag der Streitbeilegung zwischen Italien und Österreich und dem 27. Jahrestag der gemeinsamen Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Die Feierlichkeiten zu diesen Jahrestagen machten deutlich, wie Italien und Österreich die Trennungen der Vergangenheit durch Dialog und den Willen zur Zusammenarbeit überwinden konnten. Wie in Österreich auf höchster Ebene anerkannt, ist die Autonomie Südtirols heute ein positives Modell für das Zusammenleben von sprachlichen Minderheiten in Europa und der Welt. Ein Modell, dessen Wert angesichts der derzeitigen Tragödien in Osteuropa heute umso deutlicher wird

In diesem positiven Klima ermöglichte die Lockerung der Covid-Maßnahmen die Wiederaufnahme politischer Arbeitsbesuche. Mit großer Freude konnten wir daher in Wien folgende politische Persönlichkeiten empfangen: Außenminister Tajani, Verteidigungsminister Crosetto, den Staatssekretär für europäische Angelegenheiten Amendola, EU-Kommissar Gentiloni, den Präsidenten der Region Trentino-Südtirol Fugatti, den Präsidenten der Region Piemont Cirio, den Präsidenten der Region Apulien Emiliano, den Bürgermeister von Florenz Nardella, den Generalstabschef Adm. Cavo Dragone, den Generalkommandanten der Guardia di Finanza Gen. Zafarana, den stv. Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit Präfekt Rizzi, den Präsidenten der Hafenbehörde von Triest D’Agostino und mehrere Expertendelegationen.

Von österreichischer Seite reisten Bundespräsident Van der Bellen, Nationalratspräsident Sobotka, Außenminister Schallenberg, Verteidigungsministerin Tanner und EU-Ministerin Edtstadler zu Arbeitsbesuchen nach Italien.

Fördermaßnahmen und Diplomatie
Die kulturellen Initiativen wurden mit einer Reihe von historisch-politischen Konferenzen fortgesetzt, die auch in Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Autonomie Südtirols zu setzen sind. In der Diplomatischen Akademie fand erstmals eine Konferenz über Alcide De Gasperi statt. Der aus dem Trentino stammende De Gasperi war vor dem Ersten Weltkrieg Abgeordneter im Reichsrat und unterzeichnete nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit dem Österreicher Gruber das Autonomieabkommen. Weiters fanden folgende Konferenzen statt: eine Konferenz über die bilateralen Beziehungen im 20. Jahrhundert, die auf einer Publikation der Universitäten Bozen und Bari („Die schwierige Versöhnung“) basierte; eine Konferenz über das Risorgimento und die Beziehungen zwischen Italien, Frankreich und Österreich im 19. Jahrhundert; eine Konferenz über den Ersten Weltkrieg in Zusammenarbeit mit den beiden Heeresgeschichtlichen Museen von Rovereto und Wien.

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages fand im Kulturinstitut eine Veranstaltung zum Gedenken an die 12.000 Wiener Juden statt, die vor der NS-Herrschaft mit Schiffen des Lloyd Triestino über Triest nach China flüchten konnten („Wien-Triest-Shanghai: eine Reise der Erinnerung“).

Literarisch feierten wir den 700. Geburtstag von Dante Alighieri, und das Kulturinstitut veranstaltete eine internationale Konferenz über Pietro Metastasio sowie eine Konferenz über Boccaccio und die bildende Kunst. Im Februar fand in Wien das erste Festival der italienischen Literatur statt, mit großen Schriftstellern wie Lucarelli, Scurati, Montanari, Strada und Bianco.

Aus der Welt der Musik waren im Palais Metternich zu Gast: Maestro Meyer zur Präsentation der Saison der Mailänder Scala, Intendant Alives Casellati zur Präsentation der Oper im Steinbruch St. Margarethen, die Pianistin Ryoko Drei für das Konzert am Tag der Frau am 8. März und das Wiener Philharmonia Quartett mit dem Verein Welcome to Austria.

Zur Förderung der italienischen Wirtschaft wurden folgende Events organisiert: der Tag des italienischen Designs, die Woche der italienischen Küche auf der Welt, ein Spezialevent zum Abschluss der weltweiten National Branding Campagne „Be It“, die Präsentation der Regatte Barcolana von Triest, Rahmenveranstaltungen zu den Ausstellungen über Venedig und den Landschaftsmaler Josef Rebell im Belvedere sowie die italienischen Majolika des 16. Jhdts. im Museum für Angewandte Kunst.


Kommunikation und soziale Medien

Alle o.g. Veranstaltungen und Initiativen wurden durch gemäß den Vorgaben des italienischen Außenministeriums durchgeführte Kommunikationskampagnen in den sozialen Medien ergänzt. Die Italienische Botschaft hat – zusätzlich zur offiziellen Webseite – nun auch eigene Profile auf Facebook, Instagram, Twitter und Linkedin. Für die Diplomatie (ein Wort, das in der italienischen Sprache gleichbedeutend mit Diskretion und Vertraulichkeit ist) stellt dies eine echte Kulturrevolution dar, die bereits zahlreiche positive Ergebnisse in Bezug auf die Kommunikation mit einer breiteren Öffentlichkeit und die Transparenz der öffentlichen Verwaltung gebracht hat.

Neben der Verbreitung von Nachrichten von öffentlichem Interesse und der Berichterstattung über ihre institutionellen und werbetechnischen Aktivitäten verfügt die Botschaft auch über eine eigene Publikationsreihe, die dem historischen Gedenken und den kulturellen Beziehungen zwischen Italien und Österreich gewidmet ist. So werden beispielsweise kurze Videos oder Spots zu bedeutenden Italienen produziert und veröffentlicht, die im Laufe der Geschichte in Wien gelebt und gearbeitet haben (u.a. Salieri, Da Ponte, Metastasio, Vivaldi, Canova, Arcimboldo). In diesem ersten Jahr wurden ca. 150 Originalnachrichten gepostet.


Konsularische Dienstleistungen für italienische Staatsbürger

Reisepässe und Reisedokumente
Durch die Pandemie ist das Reisen komplizierter geworden. 2022 wurden im Vergleich zum Vorjahr um 27 % mehr Reisepässe von unserer Konsularabteilung ausgestellt. Innerhalb der letzten beiden Jahre war der Anstieg noch deutlicher, nämlich 70%, von 1600 ausgestellten Pässen im Jahr 2020 auf 2725 im Jahr 2022. Bei den elektronischen Personalausweisen betrug der Anstieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr 4,3 %, im Vergleich zu 2020 106 % (871 Ausweis im Jahr 2020, 1795 dieses Jahr). Das Konsulat konnte diese Zahlen auch dank eines neuen digitalen Verfahrens zur Ausstellung von Personalausweisen im Ausland erreichen. Dieses Online-System wurde in Wien bereits 2019 experimentell eingeführt und ist nun voll funktionsfähig. Die Zahl der ausgestellten Emergency Travel Documents (ETDs) stieg 2022 um ganze 100 % auf 133 Dokumente. Weiters wurden 19 Reisevollmachten für Minderjährige ausgestellt.

Meldeamt, Eheschließungen und Staatsbürgerschaft
Ein Konsulat im Ausland übernimmt viele Aufgaben, die in Italien in die Zuständigkeit der Gemeinde fallen.
Im Jahr 2022 konnte das AIRE (Anagrafe Italiani Residenti all’Estero) dank der neuen Online-Registrierungs- und Bearbeitungsverfahren die Anträge in Echtzeit bearbeiten. Noch im Jahr 2021 dauerte eine Eintragung in etwa 2 Monate (Vom Tag der Einreichung des Antrags bis zur Bestätigung durch die italienischen Meldamtsbehörde). Im Jahr 2022 wurden 9956 Anträge bearbeitet (+31 % im Vergleich zum Vorjahr). Es wurden 395 Bestätigungen ausgestellt. In den Personenstandsregistern wurden 1.630 Anträge bearbeitet und mehr als 650 Bescheinigungen ausgestellt. Im Bereich der Staatsbürgerschaft schloss das Konsularjahr mit 237 bearbeiteten Fällen ab. Weitere Dienstleistungen umfassten 89 Eide von Neubürgern, 21 Anerkennungen der Staatsbürgerschaft durch Abstammung (iure sanguinis), 33 Verzichtserklärungen, 31 konsularische Erklärungen zur Verleihung der italienischen Staatsbürgerschaft durch Heirat und 62 Zustellungen von Dekreten zur Verleihung der Staatsbürgerschaft durch Heirat.
Es gingen etwa 5.000 E-Mails in der Konsularabteilung ein (die Covid-bezogenen Anfragen nicht mit einberechnet).

Vormundschaftsrichter, verwaltungstechnische und gerichtliche Zustellungen
Ein Konsulat übernimmt im Ausland auch Aufgaben, für die in Italien der Giudice Tutelare (Vormundschaftsrichter) und die Justizbehörden zuständig sind. So wurden 18 Verfügungen des Leiters der Konsularabteilung in seiner Eigenschaft als Vormundschaftsrichter für Minderjährige formalisiert, 7 Verfügungen zur Genehmigung eines zweiten Passes, 3 gerichtspolizeiliche Berichte und etwa 82 administrative oder gerichtliche Mitteilungen.

Hilfsleistungen und andere konsularische Dienstleistungen
Im Bereich der Hilfeleistungen wurden ca. 350 Lebensbescheinigungen, rund 1.600 Steuernummern und 22 Wertbescheinigungen ausgestellt. Die Unterstützung für inhaftierte italienische Staatsbürger belief sich auf 55 Einsätze, die Hilfe im Gesundheitsbereich auf 150 Maßnahmen.

Comites
2022 war weiters das erste Jahr, in welchem das Comites (Comitato degli Italiani in Austria) durchgehend tätig war. Die Italienische Botschaft hat mit dem Comites bereits die Zusammenarbeit begonnen und beabsichtigt, diese im nächsten Jahr noch zu vertiefen.

Trotz der Unsicherheiten aufgrund der internationalen Wirtschaftslage blicken wir daher mit großem Optimismus auf das Jahr 2023. Dies im Bewusstsein, dass wir Italiener gerade in schwierigen Zeiten unser Bestes zu geben wissen.

Stefano Beltrame